Zupfinstrumentenmacher F. Krueger Buchbergstrasse 3 * D-34298 Helsa
Diskussion / neue Gitarre
Musik im Wandel der Zeit / Musikinstrumente im Wandel der Zeit / neue Gitarren Werkstattdiskussion
Hätte Beethoven diese Appassionata komponiert wenn es das Piano
nicht gegeben hätte?
Ein Recercare von Vincenzo Capirola auf dem Konzertflügel,
ist das hörenswert?
Ich bin seit 1984 Zupfinstrumentenmacher, viele Jahre davon habe ich dem Bau historischer Zupfinstrumente gewidmet. Die Musik der Renaissance und des Barocks wurde erst wieder populär als sie auf genauen Rekonstruktionen der Instrumente ihrer Zeit aufgeführt wurde. Ist es somit sinnvoll musikalisch Neues auf alten Instrumenten zu beginnen, können wir mit den Ergebnissen zufrieden sein? In meiner Arbeit an historischen Zupfinstrumenten erlebte ich die symbiotische Nähe von Komposition und Instrument. Lassen sich mit den unveränderten Instrumenten des 19. und 20. Jahrhunderts die musikalischen Vorstellungen des 21. Jahrhunderts hörbar machen? Ich wage hier eine Behauptung. Erst wenn unsere Instrumente annähernd die akustische Qualität des Wassers ereichen, werden wir überzeugend Formen musikalisch verarbeiten können, die nicht ihre Gestalt der Sprache und dem Tanz entlehnen. Die Kompositionen sind auf diesem Weg, aber wo stehen die Instrumente? Als Zupfinstrumentenmacher erlaube ich mir für die Gitarre festzustellen, dass dieses Instrument sich in seiner jetzigen Verfassung nicht einmal im Dur -moll Tonraum mit wünschenswerter Genauigkeit bewegt.
Was ist zu tun? Wie müssen diese neuen Instrumente beschaffen sein ?
An dieser Stelle möchte ich alle an diesem Thema interessierte zu einem offenen Meinungsaustausch über neue Musik / neue Instrumente einladen. Ich werde Ihre Meinungen ( Beiträge ) dann auf dieser Seite wiedergeben. Und es wird so hoffe ich eine fruchtbarer Austausch zwischen Musikern , Komponisten und Instrumentenmachern stattfinden.
Frank Krüger Zupfinstrumentenmacher 04.09.07
Ich bitte im voraus um etwas Milde wenn, dass was ich zu sagen versuche nicht sofort strahlend hell vor ihren Augen erscheint. Das Neue zu sagen ist für mich mit einiger Schwierigkeit verbunden. Die Frage unserer Zeit, so will ich einleiten und vielleicht die Überlebensfrage ist es, in wie weit es dem Menschen gelingt sich mit dem was außer ihm existiert, in eine harmonische Beziehung zu setzen. Und noch einmal die Analogie zur Situation zu Beginn der historischen Aufführungspraxis in der alten Musik. Auch hier waren die Instrumentenmacher nicht eigentlich die treibende Kraft in dem Prozess zu einer das Publikum überzeugenden Musik. Zu groß waren deren Vorbehalte gegen die Alten und ihre überlieferten Instrumente. Die Instrumentenmacher wussten es doch scheinbar soviel besser wie ein gutes Musikinstrument beschaffen ist. Erst als diese begannen, oft durch Musikausübende dazu angeregt, die alten vergessenen Instrumenten einer ernsten Untersuchung zu würdigen und von ihnen zu lernen, konnte der wahre Gehalt der Musik 15., 16., 17. und 18 Jh. wieder hörbar gemacht werden Ist unsere Einstellung zu den Dingen die wir nicht geschaffen nicht von ähnlichen Vorbehalten gekennzeichnet? Glauben wir nicht, dass die natürlichen Dinge erst dann hörenswert werden, wenn sie unsere Maschinen veredelt haben. Ist nicht bis jetzt unerhört, dass respektvolle Zusammenspiel von Natur und Technik.
Natur und Technik
Sie ahnen die Richtung in der meine Gedanken zu den neuen Instrumenten auf dem Weg sind und weil es einem Zupfinstrumentenmacher nicht schwer fällt möchte ich mich der Gitarre zuwenden. Wo befinden wir uns in dieser Instrumentengattung, noch bei dem großen Innovator der Gitarre Antonio de Torres? Von außen sieht es so aus. Torres hat die Gitarre dem Ziel genähert, dem Musiker ein Instrument in die Hand zu geben, einen mit Sorgen angefüllten Menschen in ein Wesen wie ein Baum im Sonnenschein, ein Fisch im Wasser zurück zu verwandeln. Doch sind wir Instrumentenmacher noch auf diesem Weg? Ich meine, dass sich unser Instrument seit Torres Zeit in seinem Klang leider stark unserer Maschinenwelt genähert hat. Das Interesse der Baumeister wie auch der Spieler liegt stärker denn je auf der Effizienz, möglichst viel Publikum in einem Arbeitsgang zu beschallen. Wir könne dieses Urproblem die Ineffizienz der Gitarre in der Erzeugung eines Schalldrucks der ausreichen würde die Posaunen von Jericho in die Flucht zu schlagen, zu Beginn des 21. Jahrhunderts glücklicher Weise auslagen und der Elektrotechnik überlassen. Jedoch dem was das Publikum dann hört, sollte unser ganzes Bemühen gewidmet sein, weil wir sonst kein Publikum ereichen wären unsere Instrumente auch noch so laut. Die Tonkunst braucht die Kontraste wie jede Kunstform. Kontraste sind zur Wahrnehmung von Botschaften unabdingbar. Auch deshalb sollten wir nicht Kunststoff und Metall klingen lassen, wo unsere Welt in künstlichen Stoffen versinkt. Klänge können nach meiner Auffassung die Botschaften der Kompositionen nicht transportieren, den Zauber der Tonkunst nicht vollziehen, wenn sie sich von den Geräuschen des Alltag nicht unterscheiden, ja sie sollten selbst schon Botschaft sein. Die neuen Ziele im Instrumentenbau so meine ich, werden sich aus den veränderten Klang -ästhetischen Vorstellungen eines kunstinteressierten Publikums entwickeln, die mehr und mehr durch die Hörerfahrungen von historischer Musikinstrumente verändert sind. Unerhörte Erfahrungen warten somit, keines unserer Sinnesorgane ist besser geeignet für die beeindruckende unmittelbare Reise in das Innere der Materie als das Ohr.
Annährung in kleinen Schritten
Intonation Die ist bei allen Bundinstrumenten bekanntlich problematisch. Was noch schmerzlicher empfunden wird wenn die Tonsprache sich weiter differenziert, das heißt über die Dur und moll Tonalität hinausweist. Das Problem der temperierten Stimmung ist hierbei bedeutungsloser als die Fehler durch Ungenauigkeiten am Instrument ( Griffbrett / Mensur ), so wie Fehler durch Saiten Charakteristik und Saiten Abnützung verursacht werden. Mit der Intonation sind ganz wesentlich auch Probleme bei der Ansprache und im Timbre unserer Instrumente verbunden.
Klang Die Bewegungsenergie die der Gitarre über die Saite induziert wird teilt sich allen Bestandteilen des Instrumentes mit. Also erleben wir beim Hören das Schwingungsverhalten aller Bestandteile eines Instrumentes. Dieses Hörerlebnis können wir zurecht als Instrumentenklang zusammenfassen. Da es kein Elemente eines Musikinstrumentes gibt welche den Klang nicht mitprägen muss größte Aufmerksamkeit bei der Auswahl sowohl der Materialien als auch bei der Gestalt aller Einzelelemente eines Instrumentes, gelegt werden.
Ansprache Die Energie die durch den Anschlag der Saite zugeführt wird erscheint gering. Doch wäre sie ausreichend das Trommelfell des Hörers zu zerstören würde die Energie zu 100% übertragen werden. Der Teil der Energie den das Instrument in Schwingungen seiner Oberfläche verwandelt und so der umgebenen Luft mitteilt, ist tatsächlich so klein, dass eine Steigerung des Wirkungsgrades wünschenswert wäre. Dies eigentlich nicht um der pure Lautstärke des Instrumentes zu erhöhen, sondern um die Klangschönheit des zu belauschenden Materials deutlicher erblühen zu lassen. Ein Weg nach meinem Dafürhalten ist es, gleich des optischen Verfahrens eine Probe in sehr dünnen Schnitten zu untersuchen. Das hieße also bei einer Gitarre die Menge des Materials welches von der Bewegungsenergie der Saite in Schwingung versetzt wird so weit wie statisch möglich zu verringern.
12.11.07 Mail von Herrn K. Dehlm
Hallo,
ich heiße Karl Dehlm, die klassische Gitarre, das so genannte klassische Gitarrenspiel sind mir zu Museal.
Mein Instrument ist die E-Gitarre. Ich habe aber auch klassische Gitarre gespielt und finde für gewisse Stimmungen ist sie schon sehr interessant.
Bei E-Gitarren sind natürlich die Dinge nicht so stehen geblieben, es hat viele interessante Entwicklungen gegeben.
Sicher ließe sich da einiges auch auf akustische Instrumente anwenden.
Warum soll es zum Beispiel richtig sein wenn die Saiten nicht in einer Linie zur Mechanik laufen, wo wann bei der E- Gitarre genau darauf achtet.
Und so weiter
Dehlm
14.11.07 Mail von Herrn / Frau Breuer
Neue Musik, wenn es richtig ist, dass die Musik ihrer Zeit immer etwas voraus ist kann man leicht Angst bekommen!
21.11.07 Mail von Herrn Neuman
Lieber Herr Krüger,
eben lese ich Ihre einführenden Worte. Ich gebe Ihnen in vielem Recht.
Sollte, nein muss nicht Musik als Spiegel Ihrer Zeit in Tönen, der Tatsche Rechnung tragen, dass wir im Begriff stehen die natürlichen Klangwelt zu einer Rarität erklären zu müssen.
Gewinnt diese Wahrnehmung dann nicht zwangsläufig an Kostbarkeit.
Die Kunst sollte diesen Prozess der Alltäglichkeit entreißen.
Mit freundlichen Grüssen
Neuman
19.12.07 Mail Dr. Marinoff
Sehr geehrter Herr Krüger,
beim lesen Ihrer Ausführungen zur „ neuen Musik „ erschien mir Ihr Ansatz alles andere als Zeitgenössisch.
Beschreibt nicht vielmehr die tatsächlich existente Zeitgenossische ernste Musik präzise die Wirklichkeit des Individuums im 21. Jahrhundert.
Ist, so möchte ich fragen, Ihre Auffassung von „ neuer Musik „ nicht zu Harmonie beladen und begibt sich damit in eine Position die bestenfalls als Utopisch zu kennzeichnen ist.
Mit freundlichen
Gruß Dr. Marinoff
04.02.08 Mail von Herrn Frank Meusel
Hallo Herr Krüger, ich finde die meisten Gitarren die man heut in die Hand bekommt, klingen wenn man sie spielt beeindruckend, aber wenn man Zuhörer ist bestätigt sich dieser Eindruck selten.
07.04.08 Mail von Herrn A. Bauer
Lieber Herr Krüger die " Neue Musik" also die neuen Kompositionen der ernsten Musik, sind das Menetekel an der Wand. Seinen Sie so gut, lassen Sie die Gitarre wie sie war.